Audio-Dateien

Wir haben für Sie verschiedene Audio-Dateien zu den verschiedenen Themen erstellt. Eine wunderbare Ergänzung zu unseren Berichten.

Das Dorfbüsi

Ein grässliches Gespenst schreckte früher die Dorfbewohner; man nannte es das Dorfbüsi. Es trieb sich zur Advents- und Fastenzeit nachts auf allen Strassen und Fusswegen des Dorfes herum. Gewöhnlich hatte es die Gestalt einer schwarzen Katze, bald aber auch die eines langhaarigen Hundes. Heute leben noch Leute, die über dieses Ungetüm gefallen sein wollen. Das Gespenst ist auch unter dem Namen Vollenweidgeist bekannt.

Erdmännlein auf dem Chinz

In den zusammengebrochenen Höhlen und Gängen auf dem Chinz hausten in alten Zeiten Erdmännlein. Sie waren gütige Helfer der Menschen und halfen ihnen beim Pflügen, mähten das Gras, halfen beim Bau der Häuser und schleppten ihnen das Brennholz in die Wohnungen, ja, sie brachten ihnen aus der Bergtiefe Eisen und schmiedeten daraus Geräte und Waffen. Doch die Habgier und der Unverstand bewogen die Leute, in die Höhlen der Männlein einzudringen und zu rauben. Da verschwanden die kleinen Gesellen aus der Gegend und wurden nie mehr gesehen.
Noch um die Mitte des letzten Jahrhunderts erzählten alte Leute: Von den Klüften des Chinzes aus führte ein Gangunter dem Hardwalde und unter dem Rhein hin­ durch hinüber nach dem badischen Wallbach. Dort, in der «Halde», einer steilen Anhöhe über dem Dorf, lag drinnen im Berge die Erdmännlistube, wo die Verwandten der Zwerge auf dem Chinz hausten. Der Chinzhaldenjoggeli aber, der auch jenseits des Rheines sein Unwesen trieb, hat die Männlein durch seine Untaten und sein wüstes Geschrei für immer vertrieben.

Das schwere Kind am Seckenberg

Im Dorfe Frick hatte einst ein Handwerker einen Lehrjungen mit Namen Hauswirth. Dieser hatte schon oft Schläge bekommen, weil er des Meisters Kinder nicht hüten wollte. Eines Tages schickte ihn die Meisterin in den Wald, um Leseholz zu sammeln. Als er nach einiger Zeit auf dem Seckenberg oberhalb Eiken ausruhte, hörte er auf der anderen Seite des Grabens, an dem er lag, ein Kind wimmern. Der meisterlichen Schläge eingedenk, rührte ihn das jedoch nicht. Als er endlich doch aufstand und heim wollte, sah er wirklich drüben am Graben ein engelschönes Kind auf schneeweissen Windeln bloss daliegen, das ihm augenblicklich das Herz bewegte. Er wollte es aufheben, aber es gelang ihm trotz aller Mühe nicht, denn es war viel zu schwer, und plötzlich war es verschwunden. Man kann sich ja denken, wie der Lehrbub erschrak! Er wurde von der Zeit an immer stiller und starb jung.
Dieses Kind soll den Erdmännlein gehört haben oder von ihnen den Menschen gestohlen worden sein. Wenn es erscheint, kündet es den Tod dessen an, der es erblickt, deutet aber auf ein fruchtbares Jahr.

Brennende Männer

Wer einen Markstein ungerechterweise versetzt, muss nach seinem Tod als Brünnlig seine Strafe abbüssen. Solche Gespenster wurden früher häufig auf den Feldern zwischen Eiken und Oeschgen gesehen. Sie zogen von Markstein zu Markstein, flackernd und lodernd. Auf den Schmähruf:

Brünnige Ma, chumm,
De bisch mer vill zdumm!
De muesch e wissis Hüetli ha
Und es rotis Bändeli dra,

eilten sie auf den Rufenden zu, der schleunigst das Weite suchte.

Der Hexentanz im Mooswalde

Im Mooswald standen vor Zeiten drei mächtige Eichen nahe beieinander. Heute sind sie schon längst gefällt, aber um ihren alten Standort zieht sich noch ein weiter, sichtbarer Ring, der frei von Gras und Gestrüpp ist. Es ist ein Hexenring, und niemand getraut sich, ihn zu betreten. Oftmals hatten die Weidbuben die früher bei ihrem Vieh nachts hüten mussten, gesehen, wie die Hexen an den drei Eichen zusammenkamen, zechten und schmausten und dann im Kreise, eine hinter der adern, um die Bäume tanzten. Eine berauschende Tanzmusik erklang dazu, und die wunderlichsten Gerichte wurden aufgetragen, bis der Tag anbrach; dann hatte die Wirtschaft plötzlich ein Ende.
Einstmals standen zwei Burschen zusammen unter diesen Eichen als sie auf ein­ mal ein sonderbares Rauschen über ihnen hörten. Der eine lief da on, der andere kletterte auf einen nahen Baum. Von hier aus konnte er zusehen, wie der Hexenhaufe nach und nach herbeigefahren kam, tanzte und zechte. Ganz zuletzt kam noch eine steinalte Vettel angefahren. Weil sie sich verspätet hatte, fielen die andern über sie her und verprügelten sie schrecklich.

Buboo auf dem Broom

Zur Zeit des Schwedenkrieges hatte der Feind sein Zeltlager auf dem Sisslerfeld bei Eiken aufgeschlagen. Südlich davon zieht sich ein Tälchen, das Buestell, gegen Schupfart hin; östlich davon erhebt sich ein Hügel, der Broom. Hier stand vor Zeiten ein Schloss. Längst sind alle Spuren von ihm verschwunden. Eine weiss gekleidete Jungfrau hütet dort vergrabene Schätze und kommt, ihre Haare strählend, bis zum Talbrunnen hinunter. Von Zeit zu Zeit ruft sie: «Buboo, Buboo!» Unter diesem alten Kriegsruf sammelten sich damals die Eiker Bauern unter dem Banner ihres Schlossherren auf dem Broom. Entrüstet sahen sie, wie ihre Felder von Feindeszelten bedeckt waren, und brachen dann unter seiner Anführung mit furchtbarem Schlachtgeschrei von der Waldhöhe ins Schwedenlager herab. Der Feind konnte ihre geringe Zahl, wie sie aus dem engen Tal hervorbrachen, nicht ermessen; er hielt sie für den Vortrab einer ganzen Armee und flüchtete in Eile über den Rhein in den Schwarzwald. Die Eiker aber erbeuteten das ganze Lager. Noch heute findet man in jener Gegend Waffen und Kriegergräber.

Vom Chinzhaldenjoggeli

Vor zweihundert Jahren amtete zu Kaisten ein Stabhalter, von dem man heute noch spricht. Er war ein harter, geiziger Mann und hatte es hauptsächlich auf die Vermehrung seines Vermögens abgesehen. Daher stellte er sich in den Dienst der Werber und lieferte ihnen gegen fette Belohnung Soldaten aus dem Dorfe Eiken. Ein Familienvater, den er auch so verhandelt hatte, stürzte sich aus Verzweiflung von der Säckinger Brücke in den Rhein. Noch lange nachher sah man an dieser Stelle nachts ein Lichtlein auf den Wellen schwimmen. Die Lieblingsbeschäftigung des Stabhalters war die Jagd. Mit grossen Bluthunden durchstreifte er von Kaisten aus die Waldungen des Chinzes. Sein Uh-tä-tä und seine schrillen Pfiffe waren weithin vernehmbar. Als er nun eines Tages wieder auf die Jagd ging, prophezeite ihm ein unbekanntes Weib an einem Brunnen, dass seine Tage abgelaufen seien und man ihn heute noch auf einem Karren heimbringen werde. Hohnlachend ging der Stabhalter seinem Weidwerk nach. Er hatte die Runde in den Wäldern des Chinzes bereits vollendet, als er oberhalb von Eiken einen Hasen entdeckte. Er legte an, der Schuss krachte, und - der Stabhalter fiel tot über die Mauer, die er sich als Anschlagposten gewählt hatte .Am Abend wurde er,wie die Frau vorausgesagt hatte, auf einem Karren nach Hause gebracht. Sein Leib war ganz von schwarzen Käfern bedeckt. Kaum war er beerdigt, so fing er an, sein Unwesen im Hause und auf dem Chinz zu treiben. Sein Uh-tä-tä und seine Pfiffe waren in der Nacht wie zu seinen Lebzeiten weit herum zu hören. Von den Leuten wurde er kurzweg Chinzhaldenjoggeli genannt. Mit den Worten «Dr Chinzhaldejoggeli jagt» schreckt noch heute manche Mutter ihre Kinder, damit sie bei einbrechender Nacht das Haus nicht verlassen. Das Gespenst wurde zu Anfang des letzten Jahrhunderts von einem Kapuziner gebannt. In einer Flasche trug man den Unhold auf den Feldberg; da ihn die einheimischen Geister aber dort nicht litten, so kehrte er wieder zurück. Er wurde ein zweites Mal, diesmal in die Höhlen des Chinzes, verbannt. Dabei musste ihm das Recht eingeräumt werden, dass er sich jedes Jahr um einen Hahnenschritt seinem Hauswesen nähern dürfe. Seither hört man nichts mehr von ihm.

Vom Dorfnamen

Den Namen Eiken leiten einige Dorfbewohner von den grossen Eichenwaldungen ab, welche vor Zeiten das ganze Tal bedeckten und worin die Bevölkerung damals so dünn verteilt gewesen sei, dass man ein grosses Stück Land um eine Speckseite erhandeln konnte. Andere aber suchen den Namen so zu erklären: Die Hauptzelg der Gemeinde heisst im Bleien. Hier am Bach standen in alten Zeiten «Blaihen» d.h. Eisenschmelzen; der Dorfname komme daher von Eithofen, was so viel bedeute, wie die Höfe bei den Schmelzöfen, denn früher habe man statt Feuer oder Ofen auch Eit gesagt. Aus Eithofen sei später Eitkon und schliesslich Eiken geworden.
Der Aufseher, der über dieses Gewerk gesetzt war, plagte seine Arbeiter bis aufs Blut. Am Ende empörten sie sich und warfen ihn in den Schmelzofen. Damit nahm das Unternehmen ein Ende, und nur der Dorfname erinnere noch daran.

Anmerkungen:
Emil Jegge, Heimatkunde der Gemeinde Eiken, herausgegeben im Jahre der Sisselbachkorrektur 1895.
E. Jegge: (geb. 1870), Lehrer in Eiken, liess sich die Eiker Sagen um 1890 von alten Dorfbewohnern erzählen.

Der Broom (Gelände mit Brombeergesträuch) identisch mit «Muniwolf »; diese Flur liegt aber östlich der Strasse Eiken-Schupfart und hat mit dem Broom nichts zu tun. Vom Broom aus, wo das sagenhafte Schloss stand, gelangt man hingegen direkt in den Buschstel und von dort aus in das Sisslerfeld. Die schatzhütende Jungfrau ist identisch mit dem Bruchmattmaitli.

Quelle:
Sagen aus dem Fricktal von Traugott Fricker und Albin Müller 1987, 3. Auflage

Videos

Sehen Sie hier das Video, welches die Schüler der 4. Klasse der Primarschule Eiken anlässlich des Vier-Dörfer-Treffens 2019 unter der Leitung von Frau Corina Siegrist erstellt haben. Die gespielten Sagen stammen aus dem Buch "Tannhupper und Leelifotzel" der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde FBVH.